Woher der Name Gunsleben stammt
Von Gundesleve nach Gunsleben
Von Dietmar Buchholz
Für Gunsleben gibt es keine Gründungsurkunde, wohl aber eine urkundliche Ersterwähnung, die aus dem Jahre 1112 stammt. In diesem Jahr schenkten die Edle Thietburg und ihre Tochter Mathilde aus
dem Hause der Pfalzgrafen von Sommerschenburg dem ein Jahr zuvor in Hamersleben gegründeten Augustiner-Kloster über 316 Hufen Land. Davon lagen 21 in der Feldflur des damaligen Wegerslebens
(heute Neuwegersleben) und eine in der Gunslebens.
Ein 1911 wieder aufgefundener Grabstein erinnert an die beiden Edelfrauen mit der Inschrift
Anno MCXV obiit nobilis
Mechthildis comtissa palatina annorum
LX et sepulta cum matre sua Thietburga,
cuius anima requiescat in pace.
Das Jahr 1112 ist aber nicht identisch mit dem Jahr der Gründung der Ortschaft, denn das Dorf ist wesentlich älter. Es wurde in einem Gebiet gegründet, das nachgewiesen durch Bodenfunde bereits
im Neolithikum (Jungsteinzeit) besiedelt war.
Die Namenssilbe „-leben“ erinnert daran, dass das Dorf eine Gründung der Warnen sein könnte. Dieser aus Südskandinavien entstammenende Germanenstamm siedelte in der Zeit zwischen der
Völkerwanderung und dem 10. Jahrhundert auch an günstigen Stellen nördlich des Großen Bruches.
Dabei leitet sich die Ortsendung „-leben“ aus dem Gotischen „-leiba“ (für „Erbe“) oder aus dem Althochdeutschen „-löbe“ (für Laube, Haus, Wohnung) ab. Der erste Teil orientiert auf den Namen des
Erben oder des Hauserbauers, entweder auf Gunzelin, Gunther bei Männern oder Kunne bzw. Gunne bei Frauen im Falle Gunslebens.
Der Ortsname Gunsleben, ältere Namensformen sind u.a. Gundesleve und Gunnesleve, könnte allerdings auch aus „günstig“ abgeleitet worden sein, denn die bei der Ortsgründung gewählte höhere Ortslage bot günstigere Lebensmöglichkeiten als das unmittelbar benachbarte Sumpfgebiet des Großen Bruches. Im Althochdeutschen wiederum bedeutete das aus dem Altsächsischen „gud“ abgeleitete Wort „gund“ (von gundahari, gund = Krieg, hari = Heer) soviel wie Krieg, bezogen auf den ständigen Kampf der Ortsbewohner mit den Wassermassen der nahen Sumpfniederung, die ständig Dasein und Leben bedrohten.
Dieser ständige Kampf kommt treffend in „gundezlave“, später „gundesleve“ zum Ausdruck.
Nach ihrer Gründung durch die Warnen erlebte das Dorf ein Dasein u.a. im Reich der Thüringer (Hermunduren), im Reich der Sachsen, später dann im Reich der Franken bis hin zum Reich der Karolinger
unter Kaiser Karl dem Großen (768 bis 814).
Zur Zeit ihrer Ersterwähnung gehörten Gunsleben zum Bistum Halberstadt, gegründet 804. Als 843 im Vertrag von Verdun das Frankenreich der Karolinger aufgeteilt wurde, kamen das Dorf mit dem
Bistum Halberstadt in das Reich Ludwigs des Deutschen, um von nun an am Verlauf der deutschen Geschichte teilzuhaben.