Mehrstündige Bergung eines Hengstes geglückt

 

Zu einem ihrer ungewöhnlichsten Einsätze rückten die 16 Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehren aus Hamersleben, Wackersleben und Gunsleben aus: Ein Pferd war in aller Herrgottsfrühe in eine Jauchengrube eingebrochen und konnte sich nicht mehr befreien. Für die Kameraden hieß es Nase zu und durch. Bei einer mehrstündigen Rettung konnte der Hengst aus seiner misslichen Lage befreit werden. Nur ein paar Blessuren hatte es abbekommen, sonst blieb das Pferd unverletzt.

 

Von Sabrina Krug (Volksstimme vom 16.02.2007)

 

Gunsleben. "Das Chaman den Sturz in die Klärgrube überlebt hat, grenzt an ein Wunder", sagt Ute Kepler überglücklich. Der dreijährige Hengst ist am Montagmorgen gegen 5 Uhr aus der elektronisch-umzäunten Koppel ausgebrochen und in die fünf Meter tiefe Klärgrube gestürzt. "Die Hunde haben uns mit ihrem Gebell geweckt. Wir sind sofort auf den Hof gerannt", erinnert sich die Besitzerin Ute Kepler an den Schreck in der Morgenstunde.

 

Sie alarmiert sofort die Feuerwehr. Kurz darauf heult die Sirene in Gunsleben. Um 5.30 Uhr trifft das erste Einsatzfahrzeug ein. Insgesamt 16 Kameraden aus Hamersleben, Wackersleben
und Gunsleben eilen zu Hilfe. Der ungewöhnliche Einsatz hat nichts mit Flammen zu tun. Das Problem ragt aus einer Kammer der Sickergrube mit dem Kopf heraus und hat einen langen Schweif. Da müssen selbst die erfahrensten Feuerwehrmänner wiehern. Doch der Fall ist ernst. Das Tier könnte sich schließlich beim Bergen verletzen. Der erste Versuch, es mit Hilfe von Löschschläuchen herauszuziehen, misslingt. "Wir rutschten immer wieder ab", erzählt später Matthias Bruns, stellvertre-tender Wehrleiter in Gunsleben.

 

Die Situation hätte nicht schlimmer sein können. Denn durch die Fäulnisgase in der Klärgrube droht das Pferd zu ersticken. Die Kameraden legen dem Pferd einen Halfter an, um dessen Kopf aus der Gasglocke zu ziehen - ein Kraftakt für Mensch und Tier. Voller Panik versucht der Hengst immer wie-der sich selbst aus der Grube zu befreien.
Erst als der ebenfalls von Ute Kepler alarmierte Tierarzt Hendrik Meyer gegen 6 Uhr eintrifft, sehen die Helfer ihre Chance, das Pferd zu bergen. Der Facharzt gibt dem Tier sofort eine Beruhigungsspritze. Zehn Minuten später setzt die narkotisierende Wirkung ein. "Für das Pferd eine absolut nervenaufreibende Stresssituation. Schließlich gibt es für ein Fluchttier nichts schlimmeres, als in der Falle zu sitzen", erklärt Doktor Hendrik Meyer. "Um es aus der Grube ziehen zu können, musste es zwangsläufig ruhig gestellt werden. Das Pferd hätte sich die Beine brechen, ja, sogar sterben können", so der Experte.

 

Nachdem "Chaman" narkotisiert ist, legen ihm die Feuerwehrleute spezielle Schlupfgurte an. Ein benachbarter Landwirt zögert nicht und bietet den Helfern für den Rettungseinsatz seinen kleinen Hoftraktor mit Gabelaufsatz an. Das ist die Lösung. "Nur so konnten wir das Tier vorsichtig aus der Kuhle ziehen", berichtet Feuerwehrmann Bruns.
Um 7.10 Uhr haben die Helfer "Chaman" gerettet. Wie durch ein Wunder ist ihm nichts passiert. "Nur ein paar Schürfwunden, Prellungen und eine geschwollene Lippe hat er davongetragen. Nichts auszudenken was ihm alles hätte passieren, können. Ich bin allen Helfern so dankbar", erzählt Ute Kepler, auf deren Hof derzeit 15 weitere Pferde leben.

 

Wie das Pferd in die Sickergrube stürzen konnte, kann sie sich nur so erklären: "Die Grubenöffnung war mit mehreren Kanthölzern und einer Platte gesichert. Als sich Chaman mit seinen rund 450 Kilo auf die Abdeckung gestellt hat, ist die Platte unter der Last zusammengebrochen." Ende gut alles gut: Noch am selben Tag sicherte sie die Unglücksstelle mit schweren Metallgittern.

 

Dreister Pferdeklau in Gunsleben

Auf der Suche nach 007

Von Mandy Ganske

Gunsleben. Als Ute Keplers Lebensgefährte am Freitagmorgen die Stuten Curley Sue, Gipsie und Püppi auf der Koppel brüllen hörte, wusste er, dass etwas nicht in Ordnung war. Ute Kepler selbst schaute sofort nach und stellte fest: Ihr Friesenwallach J.B. ("James Bond") ist weg. "Wir haben das gesamte Gelände abgesucht. Aber alle Zäune waren soweit heil. Nur das Pferd war weg."
Bei genauerem Hinsehen stellte die Pferdeliebhaberin allerdings fest, dass Hufspuren auf einer Nebenkoppel waren, wo schon seit Wochen keine Pferde mehr gestanden hatten. "Es sind auch jetzt noch deutlich Bremsspuren zu erkennen", erklärt sie und zeigt auf Furchen im Boden. "Daran sieht man, dass er sich gewehrt haben muss. Wie es scheint, haben die Täter eine weitere Koppel geöffnet, den Hengst dort entlang geführt und vom Sportplatz (Gänseanger) aus abtransportiert. Ute Keplers Tochter Ann-Kathrin erinnert sich genau, dass sie eine der Koppeln anders verschlossen hatte, als sie nach der Tat vorgefunden wurde. Ute Kepler hat noch am gleichen Tag Anzeige beim Polizeirevier Gröningen erstattet und ist jetzt froh über jeden Hinweis. Wer weiterhelfen kann, wendet sich an die nächste Polizeidienststelle oder an Ute Kepler selbst unter (039 401) 63 007.
Bis J.B. zurück kommt, müssen die Stuten jedenfalls ohne ihn auskommen und zusammen mit den anderen Pferden grasen.