1949    (15.-16.05.) Wahlen zum Deutschen Volkskongress. Zu bestätigen ist eine Einheitsliste. Derartige „Wahlen“ ohne eine Auswahlmöglichkeit werden bis zum Ende der DDR veranstaltet.

 

1949    (07.10.) Gründung der DDR, damit auch politische Spaltung Deutschlands.

 

1950    (08.02.) Bildung des Ministeriums für Staatssicherheit. Beginn der Bespitzelung und Überwachung auch Gunsleber Bürger durch eine deutsche Behörde, nachdem das bis dato dem sowjetischen NKWD oblag. Auch in Gunsleben gewinnt die „Stasi“ Mitarbeiter und Sympathisanten.

 

1952    (16.05.) Gunsleben wird in die 5 km-Sperrzone eingegliedert.

 

1952    (27.05.) Gründung der SG „Philipp Müller“ Gunsleben.

 

1952    (29.05./07.06.) Durchführung von Aussiedlungsaktionen, die auch Einwohner Gunslebens betrifft. Nach sowjetischer Vorgabe muss der Befehl 38/52 von den DDR-Behörden umgesetzt werden, um politisch unzuverlässige Bewohner zwangsauszusiedeln.

 

1952    (07.06.) Unter dem diskriminierenden Decknamen „Aktion Ungeziefer“ werden die Familien Richard Heine, Jochen Schrader mit jeweils drei, die Familie Holburg mit zwei Personen sowie die beiden Schwestern Hildebrandt mit dem Lebenskameraden einer Schwester zwangsdeportiert, der Heimat beraubt und einer ungewissen Zukunft überlassen.

           

Ein Zeitzeuge erinnert sich
Hans-Georg Heine, Sohn von Hilde und Richard Heine, die in der Hauptstraße 44 einen landwirtschaftlichen Betrieb bewirtschafteten, erinnert sich an den 7. Juni 1952: „Morgens um 7.30 Uhr, es war ein Sonnabend, kamen drei Uniformierte, der damalige Bürgermeister  und drei weitere Personen auf unseren Hof und verkündeten im Kommandoton, dass wir zu unserem eigenen Schutz bis Mittag die Sperrzone zu verlassen hätten. Auf dem Hof standen einige Lastwagen, um die Möbel und einige persönliche Sachen aufzunehmen. Dann kamen weitere Leute aus dem Dorf, die beauftragt waren, beim Verladen von Hausrat und Möbeln zu helfen. Einwände und Diskussionen unsererseits erwiesen sich als zwecklos und wurden brüsk abgewiesen. Auf dem Bahnhof ging das makabre Spiel weiter. Dort versprachen die Agitatoren aus Gunsleben, dass hinsichtlich unserer Unterbringung  im neuen Wohnort alles organisiert sei. Der Name des neuen Wohnortes wurde uns allerdings nicht mitgeteilt. Um 20 Uhr setzte sich der Zug, bestehend aus Personen- und Güterwagen, in eine uns unbekannte Richtung in Bewegung. Am 8. Juni kamen wir in Stehla (damals Kreis Bad Liebenwerda) an. Auf einem Bauernhof wurde uns eine Wohnung zugewiesen. Von dort aus sollten wir nach Polen ausgewiesen werden. Unter diesen Umständen war uns ein weiterer Verbleib in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) nicht mehr zuzumuten. Am 15. Juli 1952 setzten wir uns nach Westberlin ab. Nach der Notaufnahme in Westberlin wurden wir nach Nordrhein-Westfalen ausgeflogen. Nach 37 Jahren habe ich mein Heimatdorf Gunsleben legal erst 1989 wiedergesehen.“

1952    In Ostberlin findet eine Bauernkonferenz statt, an der auch der mit dem Titel „Meisterbauer“ ausgezeichnete Kurt Großer aus Gunsleben teilnimmt.

 

1952    (01.06.) Anordnung zur Gewährung einer 15%igen Sperrzonenzulage zu Löhnen, Renten und Gehältern zur Beruhigung der Bevölkerung.

 

1952    (08.06.) Gunsleben wird „Dorf des Friedens“.

 

1952    (09. - 12.07) 2. Parteikonferenz der SED - Beschluss über den Aufbau des Sozialismus auf dem Lande und damit Beginn der Zwangskollektivierung, der sich auch Bauern Gunslebens durch Flucht in den Westen entziehen.

 

1952    (14.08.) Gründung der LPG Phillip Müller Gunsleben, Typ I, mit anfänglich neun Mitgliedern. Erster LPG-Vorsitzender wird Fritz Holley.

 

1952    (23.07.) Durchführung einer Gebiets - und Verwaltungsreform in der DDR, dabei Aufteilung der bisherigen Länder in Bezirke, das Land Sachsen-Anhalt in die Bezirke Magdeburg und Halle. Der Kreis gibt 19 Gemeinden an den wieder geschaffenen Kreis Halberstadt ab und erhält einige Dörfer aus dem Kreis Haldensleben. Gunsleben verbleibt im Kreis Oschersleben.

 

1952    Aufnahme der Unterrichtstätigkeit im Schulkombinat Gunsleben - Neuwegersleben: Klasse 1 bis 4 in Gunsleben, Kl. 5 bis 8 in Neuwegersleben, spätere Umkehr im Schuljahr 1954/55. (Kl. 7 1951/52 in Schlanstedt).

 

1952    Pfarrer Hans-Joachim Borchert nimmt seine Tätigkeit in Gunsleben auf.

 

1953    (01.01.) Übergang der LPG Typ I in Typ III. Erweiterung des klassischen agrarischen Produktionsprofils durch Seidenraupenzucht, Legehennenhaltung, Hopfenanbau und  Imkerei sowie Bau einer Hopfendarre.

 

1953    (17.06.) Volksaufstand in der DDR; ohne Auswirkungen in Gunsleben.

 

1955    Auch in Gunsleben gibt es ein Gemeindeaktiv für gesamtdeutsche Arbeit zurzeit des von der DDR-Regierung propagierten Konföderationsgedankekens als Möglichkeit der Wiedervereinigung. Verordnet wird eine Kontaktaufnahme mit der Gemeinde Dobbeln (Kreis Helmstedt).

 

1956    Pfarrer Borchert verläßt Gunsleben, Nachfolger ist Pfarrer Günther Mack.

 

1956    Mit einer Katasterfläche von 9 km2 zählt Gunsleben 838 Einwohner.

 

1957    Die Jugend-Kabarett-Gruppe „Die böse 7“ beteiligt sich am Bezirksausscheid.

 

1958    (01.01.) Gunsleben ist erstes vollgenossenschaftliche Dorf im Kreis Oschersleben.

 

1958    (15.01.) Die Dorfakademie Gunsleben nimmt ihre Tätigkeit auf.

 

1958    (10.09.) Die 9. Klasse besucht in Schule in Hamersleben.

 

1959    (04.06.) Der Bürgermeister der Gemeinde Gunsleben lädt den Vorsitzenden der Gemeindevertretung Dobbeln zu einer Studienfahrt nach Leipzig-Markleeberg zum  Besuch der Landwirtschafts-Ausstellung ein (allerdings erfolglos). Noch sind Westkontakte erwünscht.

 

1959    (07.10.) Übergabe der Agrartechnik von der MTS Hamersleben an die LPG Gunsleben.

 

1960    (01.01.) Zusammenschluss der LPG Gunsleben und der LPG Neuwegersleben LPG-Vorsitzender ist jetzt Georg Ganser.

 

1960    (15.08.) Gründung der SG (später SV) 1960 Gunsleben.

 

1960    (01.01.) Die Grundschule Gunsleben wird Tagesschule. Initiator dafür ist der Lehrer Günter Schmidt.

 

1961    (01.08.) Die LPG richtet eine Näh- und Flickstube ein, die auch von der Dorfbevölkerung genutzt werden kann.

  

1961    (13.08.) Bau der Mauer und Abriegelung Westberlins, verbunden mit dem festungsmäßigen Ausbau der Staatsgrenze West. Verschärfung des Grenzregimes. Westkontakte im öffentlichen Bereich sind unerwünscht.

 

1961    (03.10.) Zweite Zwangsaussiedlung Gunslebener Bürger unter dem Decknamen  „Kornblume“, die die Familie Otto Spahl und Inge Fuchs betrifft

 

1964    (02.01.) Ausgabe neuer Personalausweise mit dem Vermerk  „Bürger der DDR“

 

1964    (01.08.) Die neu editierten Banknoten lauten auf die Währungsbezeichnung „Mark Deutscher Notenbank“ (MDN).

 

1964    (01.09.) Die Schüler der 9. Klasse werden ab dato in Wackersleben beschult.

 

1964    (15.10.) Gunsleben wird aus der 5 km-Sperrzone herausgelöst, weil wegen gegebener „Grenzsicherheit“ im betreffenden Grenzabschnitt keine Durchbruchsversuche in Richtung BRD mehr registriert werden.

 

1966    Bildung von zwei „Kooperativen Abteilungen Pflanzenproduktion“  (KAP) mit einmal Gunsleben, Wackersleben und Ohrsleben sowie Hamersleben, Ausleben und Hornhausen.

 

1969    (01.02.) Übergabe eines von der LPG eingerichteten und betriebenen Wannenbades auch zur Mitnutzung durch die Dorfbevölkerung.

 

1969    (31.07.) Schließung der Teiloberschule Gunsleben, die Grundschüler besuchen ab 1.9. die Schule in Wackersleben.

 

1974    (14.09.) Ausgabe neuer Banknoten mit der Währungsbezeichnung „Mark der DDR“  anstelle von MDN.

 

1976    (01.01.) Bildung der LPG Pflanzenproduktion (LPG P) „Wilhelm Pieck“ Hamersleben sowie der LPG Tierproduktion (LPG T) Wackersleben. In beide Betriebe ist Gunsleben integriert.

 

1976    (210.4.) Gunsleben wird Mitglied im Gemeindeverband Ausleben.

 

1976    bis 1980   Fragwürdige Sanierung des Gleiskörpers zwischen Gunsleben und Oschersleben. Die eingebauten Betonschwellen zerbröseln sehr schnell und machen Langsamfahrstrecken notwendig.

 

1979    Ein Orkan deckt das Dach des Kirchturmes ab und fällt die Feldeiche, ein Wahrzeichen Gunslebens.

 

1980    Während des Winters fertigen 20 Frauen der LPG in deren Räumen Büstenhalter für den VEB Miederwaren Staßfurt.

 

1982    (31.12.) Die Scheune auf dem ehemaligen Günsche-Hof (Obere Bergstraße) brennt völlig ab. Ursache: Brandstiftung durch Kinderhand.

 

1989    (07.11.) Rücktritt der DDR-Regierung.