1901 Verpachtung des Rittergutes an die Firma Friedrich Strube, Saatzucht, Schlanstedt. Verwalter wird der Major a.D. Ferstel und später Carl Heuer.
1902 Karl Maximilian Theodor verstirbt kinderlos.
1905 (28./29.05.) Gesangsfest anlässlich des 25jährigen Bestehens des Gunslebener Männer-Gesang-Vereins mit 29 Gesang-Vereinen aus der Umgebung.
1905 Gunsleben zählt 783 Einwohner.
1916 Das Rittergut wird an Sohn Busso vererbt, der im 1. Weltkrieg dient. Sein Bruder Maximilian verwaltet das Rittergut kommissarisch
1918 Busso fällt im ersten Weltkrieg. Das Rittergut geht an seinen Bruder Burchard über.
1918 Eine Gedenktafel in der Kirche Gunslebens erinnert an 25 Gefallene und vier Vermisste des 1. Weltkrieges.
1921 (14. - 15.10) In Gunsleben werden 8 landwirtschaftliche Betriebe bestreikt. Die Landarbeiter fordern die Entlassung des Jagdaufsehers Nehls und des Landarbeiters Ulrich, verhasst als Spitzel der Arbeitgeberseite. Diese muss unter Führung des Großbauern Otto Günther der Entlassung Nehls zustimmen, während Ulrich im Dienste des Rittergutes verbleibt.
1923 Bau des Anschlussgleises vom Bhf. Gunsleben zur Zuckerfabrik Aderstedt.
1924 Errichtung des Denkmals für die Gefallenen des 1. Weltkrieges aus Findlingen mit nachfolgender Einweihung.
1925 Gunsleben zählt 656 Einwohner.
1925 Stilllegung der gutseigenen Wassermühle. Pächter des Rittergutes ist Otto Brand.
1927 In Gunsleben werden Parzellen in einer Kleingartenanlage vergeben.
1927 Ein Großfeuer auf dem Rittergut bewirkt große Schäden.
1929 Eingemeindung des bis dahin selbständigen Rittergutes.
1931 Verpachtung des Schlosses samt Acker an den Großbauern Walter Wrede, der das Rittergut infolge Misswirtschaft und Luxusleben in den Bankrott führt.
1932 Landtagswahlen. In Gunsleben stimmen 194 Wahlberechtigte für SPD und KPD, 127 für die NSDAP.
1932 Ende der Wredischen Misswirtschaft nach Verkauf des Rittergutes durch Burchard an die Zuckerfabrik Klein Wanzleben für 350.000 RM. Herr Kreyer (Helmstedt) wird als Verwalter eingesetzt.
1933 Verpachtung des Rittergutes an Fritz und Paula Meyer.
1933 Reichtagswahlen. In Gunsleben stimmen 238 Wahlberechtigte für die NSDAP, 89 für die SPD und 24 für die KPD.
1933 Machtergreifung Hitlers. Auch in Gunsleben bilden sich mehrere faschistische Organisationen.
1935 Errichtung des RAD-Lagers. Die RAD-Mitglieder beginnen mit Spatenarbeiten im Großen Bruch (RAD: Reichsarbeitsdienst).
1937 Anlage eines Sportplatzes in der „Sandkuhle“.
1937 (03.07.) Geburt Fritz Uehrs, der sich als Heimatforscher, Ornithologe, Naturschutzbeauftragter und Bürgermeister Gunslebens einen Namen macht.
1938 Der MTV Gunsleben feiert sein 50-jährige Bestehen mit einem Umzug.
1939 (01.09.) Beginn des 2. Weltkrieges. Nach dem siegreichen Polenfeldzug werden deportierte Zwangsarbeiter aus Polen auch in den landwirtschaftlichen Betrieben Gunslebens eingesetzt.
1943 Beginn der Luftangriffe durch britische und US-amerikanische Bomberverbände auf Oschersleben (AGO-Werk). Gunsleben wird von den alliierten Bomberverbänden mehrfach überflogen. Tieffliegerangriffe auch auf Eisenbahnzüge auf der Strecke zwischen Oschersleben und Jerxheim.
1944 Ein abgeschossener britischer Bomber vom Typ „Lancaster“ stürzt in der Feldmark Gunsleben, in mehrere Teile zerlegt, ab. Die achtköpfige Besatzung findet den Tod und wird auf dem Friedhof Gunslebens beigesetzt. Ein schlichtes Holzkreuz mit der Aufschrift „Hier ruhen acht Gefallene der RAF“ (Royal Air Force) erinnerte an das Geschehen.
1944 Gunsleben wird zur „Verteidigung“ hergerichtet, im Verlaufe der Hauptstraße werden zwei Panzersperren erbaut, die vor Eintreffen der US-Amerikaner wieder
beseitigt werden.
1944 Die Firma Klautschke aus Berlin (Feinmechanik) wird nach Gunsleben evakuiert und produziert in der heutigen Sporthalle weiter. Nach Kriegsende erfolgt der Umzug nach Oschersleben.
1945 Evakuierte, Flüchtlinge und Vertriebene lassen die Einwohnerzahl Gunslebens auf 1185 Personen ansteigen.
1945 Im März hält ein Zug mit KZ-Häftlingen auf dem Bahnhof Gunsleben. Ein verstorbener Häftling wird ausgeladen und hinter dem Waagehäuschen an der Ladestraße begraben.
1945 Im April kommt ein Versorgungszug des deutschen Heeresversorgungsamtes auf dem Bahnhof Gunsleben zum Stehen. Der Zug, u.a. beladen mit Mehl, Zucker, Butter, Schokolade, Spirituosen, Zigaretten sowie weiteren Nahrungs- und Genussmitteln, wird nach Abzug der Begleitmannschaft von den Einwohnern Gunslebens und benachbarter Orte geplündert.
1945 Ende des 2. Weltkrieges und Unterzeichnung der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands am 8.5. in Berlin-Karlshorst. Am 11.4. besetzen US-amerikanische Truppen Gunsleben, die am 29.5. von britischen und am 2.7. von sowjetischen Einheiten abgelöst werden. In Umsetzung der Beschlüsse der Krimkonferenz der Alliierten (vom 4. bis 11.2.1945) kommt Gunsleben zur Sowjetischen Besatzungszone (SBZ), der späteren DDR. Die Verwaltung der SBZ übernimmt die SMAD (Sowjetische Militäradministration).
1945 Während der Besetzung durch britische Truppen wird das RAD-Lager Gunslebens in ein Gefangenenlager für deutsche Wehrmachtsangehörige umgewandelt. Gleichzeitig schützen die britischen Soldaten die deutsche Zivilbevölkerung vor Racheakten der nun befreiten Fremdarbeiter.
1945 Mit Abzug der britischen Truppen wird das Kriegsgefangenenlager aufgelöst. Die auf dem Friedhof Gunslebens beigesetzten Gefallenen der Royal Air Force werden exhumiert und in ihre Heimat überführt.
1945 (03.07) Einmarsch der Roten Armee in Gunsleben
1945 (03.07) Abriss des Reichsarbeitslager (RAD) durch die Russen
1945 Schließung der Demarkationslinie zwischen der britischen und sowjetischen Besatzungszone für den privaten Verkehr durch die Rote Armee.
1945 (01.07.) Einstellung des Zugverkehrs zwischen Gunsleben und Jerxheim.
1939 - 1945 Auf den Schlachtfeldern des 2. Weltkrieges verloren 37 aus Gunsleben stammende Wehrmachtsangehörige ihr Leben.
1945 Im Zuge der Bodenreform werden Bauern mit mehr als 100 Hektar Nutzfläche entschädigungslos enteignet. In Gunsleben betrifft das die Bauern Strube mit 65
ha, Wrede mit 64 ha, Mosel mit 21 ha und das Rittergut mit 204 ha. Da die zu enteignenen Bauern alle unter 100 Hektar lagen, wurden sie zu Naziaktivisten erklärt. Nach Überführung der enteigneten
Fläche in einen staatlichen Bodenfonds übernimmt auch in Gunsleben eine Bodenkommission die Parzellierung des Bodenfonds sowie die Bodenvergabe an 44 landarme Bauern, Umsiedler, Flüchtlinge
und Vertriebene.
1945 Flucht der Rittergutspächter Fritz und Paula Meier nach Westdeutschland. Später folgen weitere nicht enteignete Bauern, wie z.B. Werner Günsche.
1945 Das Schloss wird nach der Enteignung anfangs in Teilen als Wohnraum genutzt, dem sich später eine kommunale Nutzung als Schule und Kindergarten (ab 1950) anschließt..
1947 Mit der Verschärfung des kalten Krieges wird in der „Kaiserschen Villa“, heute Haus der Familie Röthig, eine Grenzpolizei-Einheit stationiert .
1947 Das Stellwerk „Gw“ (Gunsleben West) wird zu einem Beobachtungsposten umfunktioniert, von dem aus die Grenzsicherungskräfte das Geschehen auf dem Bahnhof Gunsleben verfolgen können.
1948 Der Prozess der Bildung von Ortsgruppen der wieder zugelassenen Parteien und Massenorganisationen ist auch in Gunsleben abgeschlossen.
1948 (23.06.) Währungsreform im Gefolge des gleichen Vorganges in den Westzonen. Die bisherige Reichsmark (RM) wird im Verhältnis 1:10 abgewertet. Die bisherigen Banknoten finden zwar weiter Verwendung, sind aber mit einem Coupon versehen. Die Aktion findet im Gasthaus Junge statt.